Chirons Eintritt in das Widderzeichen

Gedanken zu…………………

Chirons Wechsel vom Fische- ins Widderzeichen

Einen Tag nach dem Neumond vom 16. April wechselt Chiron nach 7 Jahren im Fischezeichen für einen ersten Exkurs bis Ende September in das Widderzeichen. Endgültig tritt er Anfang 2019 in den Widder ein und bleibt dort für weitere 7 Jahre.

 

 

Chironeintritt Widder 17. April – 10h09 MEZ München

 

 

Um Chirons Energie beschreiben zu können, ist ein kurzer Ausflug in die griechische Mythologie hilfreich.

Chiron ist ein Sohn des Chronos/Saturn und der Nymphe Philyra. Im Mythos will Chronos Philyra verführen. Sie verweigert sich ihm, verwandelt sich in eine Stute und flieht. Daraufhin wandelt auch Chronos seine Gestalt in einen Hengst, verfolgt Philyra, vergewaltigt und schwängert sie. Als Philyra nach der Geburt ihren Sohn das erste Mal sieht, ist sie so entsetzt über seine Gestalt – mit dem Oberkörper eines Menschen und dem Unterkörper eines Pferdes -, dass sie Zeus bittet, sie in eine Birke zu verwandeln. Zeus gewährt ihr diesen Wunsch und macht Chiron damit zum Waisen, denn Chronos nimmt von seinem Sohn keinerlei Notiz. Von Vater und Mutter verlassen nimmt sich Apoll, der Gott der Weisheit und der schönen Künste, des jungen Kentauren an und unterrichtet ihn. Im Laufe der Zeit wird aus Chiron ein großer Lehrer und Heiler, der sein Wissen an die griechischen Helden weitergibt. In einem Kampf der Kentauren wird er aus Versehen von seinem Schüler Herakles mit einem Pfeil verletzt, der in das Gift der Hydra getaucht war. Diese Wunde kann nicht verheilen, und egal wie lange Chiron auch forscht und sich weiterbildet, er findet das Heilmittel für sich selbst nicht, während er anderen viel Gutes tun kann. Um diesem Schmerz zu entgehen, bittet er Zeus, den Platz mit Prometheus (der zur Strafe, dass er den Göttern das Feuer gestohlen und den Menschen gebracht hatte, im Gebirge angekettet wurde) tauschen zu dürfen. Damit erlangt er Sterblichkeit, wird von seinem Leiden erlöst und von Zeus am 9. Tag nach seinem Tod als Sternbild des Kentauren wieder an den Himmel erhoben.

 

In dieser Kurzform des Mythos zeigen sich schon zwei wichtige Themen:

– Das Außenseitertum und der Umgang mit Ambivalenzen werden ersichtlich:

o seine Gestalt: halb Mensch ⇔ halb Pferd
o ein wilder Kentaur ⇔ ein Lehrer und Heiler
o verstoßen von Mutter und Vater ⇔ angenommen und erzogen von Apoll, dem Gott der Weisheit und der schönen Künste
o ein Heiler ⇔ der seine eigene Wunde nicht heilen kann
o ein unsterblicher Halbgott ⇔ der sich für einen Sterblichen opfert
⇔dafür Sterblichkeit erlangt, um von seinem Leiden erlöst zu werden
⇔der nach seinem Tod als Sternbild am Himmel wieder Unsterblichkeit erlangt

 

– Chirons Brückenbauerfunktion

und die damit einhergehende Fähigkeit verschiedene Anteile – manchmal sogar scheinbar unvereinbare Widersprüche – miteinander zu verbinden sehen wir nicht nur im Mythos sondern auch in seiner exzentrischen astronomischen Umlaufbahn (sonnennah innerhalb der Saturnbahn – sonnenfern in Uranusnähe). Er fungiert als Mittler zwischen den irdischen und den kosmischen Welten und schürt das Wissen, dass es eine Dimension jenseits dieser Welt gibt, nach der ein Teil von uns sich immer sehnen wird. Und trotz dieses tiefen Wissens, sind wir aufgefordert, unser Erdenleben zu akzeptieren, mit all seinen Beschwerlichkeiten und Anstrengungen. Und wir sind auch eingeladen, unser Glück und unsere Freude nicht in die Zukunft oder das Jenseits zu projizieren, sondern es im irdischen Alltag zu finden.

 

Ein weiteres Chironthema, den verwundeten Heiler,

der uns mit unserer ganz persönlichen Sensibilität in Kontakt bringt resultiert aus genau diesen Widersprüchlichkeiten. Diesen Schmerz können wir nicht gut in Worte fassen und zeigen ihn meist auch nicht offen. Gleichzeitig findet sich hier unser heilendes Potenzial – für andere. Jeder von uns trägt diese Kraft in sich. Wir spüren sie durch eine große Empfindsamkeit und Sensitivität in gewissen Lebensbereichen und Situationen, die wir nicht aus unserer Biografie oder den realen Lebensumständen erklären können. Im Mythos wird Chiron die Wunde von einem ihm wohlgesonnenen Mennschen und ohne die Absicht ihn verletzen zu wollen zugefügt. Für uns bedeutet das, dass die Suche nach einer Schuld oder Ursache nicht förderlich ist. Erst wenn wir unser So-sein akzeptieren können wir im Laufe unseres Lebens lernen, mit dieser Verletzlichkeit immer besser umzugehen und uns in Angelegenheiten, die uns heikel erscheinen, zu schützen, anstatt sie zu vermeiden, indem wir für uns geeignete Rahmenbedingungen schaffen.

 

Chirons Eintritt in das Widderzeichen wird begleitet von einem Widderneumond in Konjunktion mit Uranus.
Dies ist eine äußerst kraftvolle Konstellation des Neuanfangs, des Auf- oder Umbruchs, des Fortschritts und der Weiterentwicklung. Sie beinhaltet das Potenzial, mutig neue und unkonventionelle Schritte zu wagen, in diesem Fall in Bezug auf Chirons Themen.

 

Neumond 16. April – 3h57 MEZ München

 

 

Wie aus dem Mythos und den astronomischen Eigenschaften ersichtlich ist, zeigt uns Chiron unsere Ambivalenzen auf und bringt uns mit unseren Sehnsüchten und sensitiven Punkten in Berührung.


Im Fischezeichen
hat sich das in erster Linie bezogen auf die Auseinandersetzung mit unserem Wunsch nach Frieden, der Anbindung an eine jenseitige Quelle, gelebter Spiritualität und dem Bewusstsein, dass wir mehr sind als die Erdenbürger, als die wir in dieser Inkarnation angetreten sind. Und dies alles in dem Wissen, dass wir dennoch ein Erdenleben mit all seinen alltäglichen Anforderungen und Anstrengungen, aber auch mit seinen Schönheiten leben.


Im Zeichen des Widders
werden wir mit unserem Ego, unseren Triebkräften, unserer Wut und unserer Kraft konfrontiert, wiederum in der Gewissheit, dass wir als Menschen auch die Liebe in uns tragen.
Der Übergang von den Fischen zum Widder ist wohl der extremste im Tierkreis.
Wenn wir den Zodiak als Entwicklungskreis betrachten, dann sind im Fischezeichen alle Erfahrungen gemacht. D.h. ein Entwicklungszyklus ist vollendet und ein neuer kann beginnen.
Das Widderzeichen ist das erste im Kreis, voller Anfangs- und Aufbruchsenergie. D.h. der Widder muss mutig sein, sonst würde er sich den unbekannten Herausforderungen nicht stellen. Und das ist er auch, denn es fehlen ihm jegliche Erfahrungen – auch die schlechten – und damit das Bewusstsein für Gefahren. Als Erster im Kreis ist er aus seiner Sicht völlig alleine auf sich gestellt, im Gegensatz zur Fischeenergie, die aufgrund des vollendeten Kreislaufs weiß, dass es keine Trennung gibt.
Zusammengefasst repräsentiert das Fischezeichen die kollektive Energie des Vertrauen und der bedingungslosen Liebe, in dem Verständnis, dass alles, was geschieht, nötig ist und alles mit allem verbunden ist, während die Widderenergie den persönlichen Ausdruck sucht und als Einzelkämpfer durch die Welt zieht.


Unsere chironische Sensitivität und Verletzlichkeit in Bezug auf die Widderenergie zeigt sich besonders, wenn es darum geht

o unsere wilde Seite anzuerkennen
o uns mit unserer Triebkraft und unseren Instinkten auseinanderzusetzen
o den Mut zu haben, eigene Ziele zu verfolgen
o unsere Ansprüche anzumelden
o den eigenen Willen kundzutun
o Initiative zu ergreifen
o sich durchzusetzen
o die eigene Kraft zu zeigen und zu leben
o mit der eigenen Energie sorgsam umzugehen
o direkt zu sein, z.B. Ja oder Nein zu sagen
o für etwas zu kämpfen
o aufzubrechen, etwas hinter sich zu lassen und neue Wege zu gehen
o Zerstörung, Streit und Auseinandersetzung auszuhalten

Dabei ist zu beachten, dass sich die Themen auf verschiedenen Ebenen manifestieren können: der körperlichen, der seelischen, der mentalen und der spirituellen.

In den Phasen eines Zeichenwechsels sind für einige Zeit immer beide Energien aktiviert. Je nachdem, welche Lebensbereiche betroffen sind, können wir eine Zerrissenheit spüren, bis sich die neuen Themen etabliert haben.

Die Balance, die wir hier finden können, besteht aus der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und dem Mitgefühl und der Liebe für sich und andere.


Und damit stellen sich uns die Fragen:

o Welche Ambivalenzen tragen wir in uns?
o Welche Sehnsüchte in Bezug auf die Themen zeigen sich?
o In welchem Lebensbereich fühlen wir uns besonders verletzlich?
o Was brauchen wir, um unsere Sensitivität zu akzeptieren und mit ihr umgehen zu können?
o Wie sehen unsere Schutzmechanismen aus? Ist es Schutz oder sind es Vermeidungsstrategien?
o Wie können wir ein Ambiente schaffen, in dem wir uns weitgehend sicher fühlen, damit wir uns dieser Verletzlichkeit stellen können?
o Wie sieht der erste kleine Schritt aus, der für uns möglich ist?

Wo und wie sich diese Themen zeigen, hängt von der Zeichen- und Hausstellung im persönlichen Horoskop ab, ebenso wie von den Lebensumständen des Einzelnen.

Wenn wir lernen, uns als menschliche Wesen mit unseren Fehlern und Schwächen anzunehmen und liebevoll mit uns umzugehen sowie die Politik der kleinen Schritte verfolgen, anstatt ein Fernziel anzustreben, können wir nach und nach ausloten, wie viel von etwas uns guttut und wie viel wir aushalten können, ohne einen Rückschritt gehen zu müssen oder in eine Vermeidungsstrategie auszuweichen. So werden sich nach und nach die eigenen Grenzen erweitern und wir können einen konstruktiven Umgang mit den Kräften und Verletzlichkeiten Chirons gewinnen und dabei unserer inneren Vision folgen.

 

© Jutta Stemmer